Donnerstag, 8. März 2012

Kulturschock - Auto fahren

Heute habe ich mich endlich dazu überwinden können, einen Artikel zu schreiben, denn ich schon lange geplant hatte. Das Thema, das mich hier von Anfang an wie ein Fluch verfolgt hat und am Ende ein bisschen zum Segen für mich und für meine Mitmenschen geworden ist. Denn ich – tadah – habe keine Angst mehr vor dem Auto fahren. Zumindest nicht mehr so große Angst, dass ich von zu Hause aus lieber den Umweg Richtung Ranshofner Kreisverkehr nehme, statt mich der Herausforderung eines Auffahrstreifens zu stellen – denn an Auffahrstreifen kommt man hier nicht vorbei. Genau so wenig wie am Auto fahren selbst.


Automatic

Kein Song von den Beatsteaks (der zugegebenermaßen ziemlich gut ist) sondern die Art und Weise wie hier Gang gewechselt wird – nämlich gar nicht. Vom „I drive Stick“ halten die Amis nämlich nichts und das hat auch seine Gründe. Zum einen wird der Verkehr sehr viel flüssiger wenn die Leute nicht immer schön die Kupplung betätigen müssen, wenn die Ampel auf Grün springt – es reicht einfach den Fuß von der Bremse zu nehmen. Zum anderen entfällt die Gefahr des „Ich steh auf einem Hang und muss jetzt wegfahren, oh mein Gott, oh mein Gott, das Auto stirbt ganz sicher ab“. Nachteile? Ökonomisches Fahren wird schwieriger und die überraschenden automatischen Gangwechsel beim Gas geben können einen schon ziemlich erschrecken. Außerdem werden sich Amerikaner auf Europaurlaub mit der Umstellung sehr viel schwerer tun als anders herum, das einzige Problem für uns ist der sinnlose linke Fuß. Ich bin schon mal gespannt wie es mir nach unserer Rückkehr ergehen wird…

Ampeln vs. Kreisverkehr

Hier gibt es, anders als bei uns zu Hause, einen eindeutigen Gewinner und der heißt Traffic Lights. Kreisverkehre sind, laut Insiderinformationen, für den durchschnittlichen Amerikaner so unverständlich wie Urlaubsgeld oder Krankenstand. Was für ein Glück, dass wir in unmittelbarer Nähe der einzigen zwei Roundabouts in der ganzen Stadt wohnen; einen Unfall habe ich allerdings noch keinen gesehen.
Aber zurück zu den Ampeln. Was das Verkehrssystem in diesem Land so besonders macht, ist die Tatsache, dass man an geregelten Kreuzungen auch bei Rot rechts abbiegen darf (wenns geht) es sei denn, man wird explizit durch ein Schild oder eine extra „Roter Pfeil nach Rechts“ – Ampel auf das Gegenteil hingewiesen. Wie Phil immer so schön sagt: Alles ist erlaubt – so lange es nicht verboten ist. Eine weitere Besonderheit ist die Abwesenheit des blinkenden, grünen Lichts. Es ist also Gang und Gebe bei Orange, bzw. Gelb noch über die Kreuzung zu fahren, tut man es aus, meistens europäischen Gründen nicht, wird man böse Blicke aus den, mit Stickern verzierten Pickups der hiesigen Rednecks ernten.

Geschwindigkeitsbegrenzungen

Okey, wir können nicht alle auf der Isle of Man sein (wo es, laut Jeremy Clarkson von Top Gear keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt) oder entlang der 50% ungeregelten, deutschen Autobahnen wohnen, aber die Amerikaner haben etwas gegen Geschwindigkeit. Verwirrend, haben doch so ziemlich alle Autos weit über 100PS (und ich meine weit weit). Die Abneigung gegen Speed, und hier ist keine Droge gemeint, geht so weit, dass sogar ich, als jemand der auf Autobahnen maximal 150 fährt, gelangweilt auf das Lenkrad trommle. Die Highways sind verdammt breit, verdammt gerade, und verdammt noch mal, ich will schneller fahren als die erlaubten 55-65 Meilen pro Stunde. Umgerechnet entspricht das einer, für normale Menschen verständlichen, Geschwindigkeit von 90-110km/h. Da die Gesetze für so ziemlich alles von Staat zu Staat variieren kann ich den Rasern unter euch nur einen Ausflug nach North Carolina empfehlen wo man streckenweise sogar 75mph fahren darf. Juhu…
Eine positive Anmerkung zum Schluss: Lastwagen und Busse dürfen hier genauso schnell fahren wie normale PKW’s, das macht den so genannten „Kampf der Titanen“, also ein Überholmanöver eines Trucks, oder wie die Briten so schön sagen, “ Lorry“, weniger nervig.

Rechtsfahrgebot? Nie davon gehört.

Zumindest nicht in South Carolina, denn auch hier unterscheidet sich der nördliche Teil vom südlichen. Hier aber, und daran muss man sich gewöhnen, ist es ganz und gar nicht gesetzlos, ein langsam dahinkriechendes Gefährt auf der rechten Spur zu überholen. Da die meisten Autobahnen (keine Highways) mehr als zwei Spuren haben, gestaltet sich das Ganze also etwas schwieriger als bei uns zu Hause und ich habe immer noch Hemmungen auf das Gas zu treten wenn im Fahrerfenster ein Schatten erscheint. Still, wie ich bei Top Gear so schön gelernt habe: „Pedal to the Metall!“

Ich denke das wars so weit, fallls mir noch etwas Interessantes zum Straßenverkehr einfällt … werde ich es einfach für mich behalten, denn zwei Beiträge darüber sind einer zu viel.

Hugs and Kisses

Patricia

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