Heute wollte mir einige Zeit lang kein neues Thema
einfallen. Die meisten Sehenswürdigkeiten die wir uns in den letzten Wochen
angesehen haben, wurden schon mit einem mehr oder weniger ausführlichen
Blogeintrag geehrt und ich dachte mir, dass euch ein weiterer Artikel über
einen Nationalpark nur langweilen würde. Keine Angst, der Paris Mountain State
Park wird schon noch zum Zug kommen, in Zusammenhang mit dem bereits
versprochenen Artikel über das Geocachen in den USA. Jetzt aber will ich ein
bisschen über ein Thema sprechen auf das Phil mich beim Mittagessen gebracht
hat, als er mir folgende Tatsache offenbarte:
DIE QUAL DER WAHL? DENKSTE?
Eltern in den USA können sich nicht aussuchen auf welche
High School sie ihre Kinder schicken. Für uns, mit unserem vielseitigen
Bildungssystem, klingt das Ganze erst einmal verstörend. Wie, wenn nicht so,
soll ein Jugendlicher die Ausbildung bekommen, die er haben möchte? Da sich
High Schools, also Schulstufe 9-12, in den USA allerdings nicht spezialisieren
können wie unsere HTL’s, HLW’s und auch Realgymnasien, fällt dieser
Gesichtspunkt schon mal flach. Auch die Chance einer Lehre in unserem Sinn
können (und sollten) amerikanische Schüler nur selten ergreifen, denn die
Schulpflicht umfasst hier, nicht wie in Deutschland und Österreich üblich 9 bzw
10, sondern 12 Jahre. Anders als zu Hause kann diese allerdings auch durch
Hausunterricht abgesessen werden.
Warum also sollten Eltern in den USA Wert darauf legen, auf
welche Schule ihre Kinder geschickt werden, wenn die Ausbildung ohnehin nicht
variiert? Grund dafür sind die gravierenden Qualitätsunterschiede des
Lehrkörpers und der Einrichtungen der öffentlichen Schulen (Private Anstalten
lasse ich hier mal außen vor). Die Kinder müssen auf jene Schule gehen, die
ihrem Wohnort zugeordnet ist (School District), und wenn in der Nähe ein
Billigwohnblock errichtet wird und dadurch auch das Niveau der High School
sinkt (ich will hier nichts schönreden) bleibt für die bildungsorientierte,
amerikanische Familie nur ein Ausweg: Umziehen.
Einzige Ausnahme: Wenn eine
öffentliche Schule es zwei oder mehr Jahre hintereinander nicht schafft den
angemessenen jährlichen Fortschritt (AYP -„Adequate yearly Process“) der
Schüler zu bestätigen, muss sie den Eltern höher qualifizierter Kinder die
Möglichkeit eines Schulwechsels gewährleisten.
Da ich mit dieser leicht schockierenden Nachricht hoffe eure
Aufmerksamkeit erlangt zu haben, werde ich nun unser schlaues Buch „Alltag in Amerika – Leben und Arbeiten in den USA“ zu Rate ziehen und euch ein bisschen
mehr über das Bildungssystem im Allgemeinen erzählen.
KINDER - WARTE JETZT KOMMTS - GARDEN
Bei uns gibt es ja mittlerweile das verpflichtende
Kindergartenjahr das von Staat finanziert wird. Auch die Uni kostet, wenngleich
in den Augen der Studenten immer noch zu viel, sehr viel weniger als hier. Um
seinen Kindern eine gute Ausbildung gewährleisten zu können, muss der
Amerikaner schon sehr früh tief in die Taschen greifen, denn eine
Kindertagesbetreuung im Vorschulalter kostet durchschnittlich 3.000 Dollar im
Jahr. Anders als bei den öffentlichen Schulen, ist hier eine freie Wahl
möglich. Das letzte Jahr vor der Grundschule allerdings, gemeinhin als
Kindergarden bezeichnet, ist meistens schon in die Schulen selbst integriert
und daher kostenlos.
IT’S ALL ABOUT THE MONEY
Warum aber kosten Vor- bzw. Privatschulen so viel Geld?
Hauptsächlich weil die Ausstattung der meisten Bildungseinheiten sehr viel
besser ist, als wir es gewohnt sind und eine enorme Vielfalt an Lern- und
Betätigungsmöglichkeiten zulassen (Schwimmhalle ect). Ich denke hier an kaum
vorhandene außerschulische Aktivitäten an den hiesigen HTL’s (oder zumindest an
meiner) und den leicht abgefuckten
Physik und Chemiesaal, dem es sogar an Reagenzgläsern mangelte. Gut, die
Schulen in den USA müssen auch nicht jedes Jahr ein paar Kreissägen und
Breitbandschleifen kaufen… Hinzu kommt
die Tatsache, dass private Bildungseinrichtungen, so genannte Prep-Schools, in
den USA ausschließlich vom Schulgeld und Spenden finanziert werden (husthust,
Bestechung möglich, husthust) und nicht wie bei uns eine Förderung vom Staat
erhalten. Für die, rechtlich zwar gleichwertigen aber selten gleich
angesehenen, öffentlichen Schulen werden keine Gebühren erhoben.
STEP BY STEP
Grundsätzlich ist das amerikanische Schulsystem in drei
Etappen eingeteilt und lässt sich am ehesten mit dem, auch bei uns geplanten
Gesamtschulen System vergleichen, dass es bereits in Deutschland gibt.
Gymnasien oder Realschulen existieren in Amerika allerdings nicht. Nebenbei
bemerkt: Der Schulbus in den USA ist
kostenlos.
- Elementary School (Kindergarden – 6ste Schulstufe)
- Middle School oder Junior High School (6ste – 8te oder 9te
Schulstufe)
- High School (8te oder 9te bis 12te Schulstufe)
Für Schüler der High School gibt es je nach Klassenstufe
folgende Bezeichnungen:
- Freshmen (9te Klasse)
- Sophomores (10te Klasse – ja hab ich auch noch nie gehört)
- Juniors (11te Klasse)
- Seniors (12te Klasse)
Diese Bezeichnungen wiederholen sich später für Studenten am
ebenfalls vier Jahre dauernden College, über das ich jetzt nicht mehr schreiben
möchte, weil ich sonst noch weitere 30 Minuten hier sitzen müsste…
Ich hoffe ihr habt einiges gelernt. Achja, eins noch: Aufklärungsunterricht ist
ein Fremdwort, die Geschichte mit den Bienchen und Blümchen bekommt der amerikanische Teenager
also von Mommy und Daddy eingebläut, oder auch nicht… Außerdem gibt es,
abgesehen von kirchlich finanzierten Privatschulen, auch keinen
Religionsunterricht.
Oh und die Sommerferien dauern bis zu 3 Monaten!!!
hugs and kisses
Patricia