Donnerstag, 12. April 2012

Bildung lohnt sich - und kostet


Heute wollte mir einige Zeit lang kein neues Thema einfallen. Die meisten Sehenswürdigkeiten die wir uns in den letzten Wochen angesehen haben, wurden schon mit einem mehr oder weniger ausführlichen Blogeintrag geehrt und ich dachte mir, dass euch ein weiterer Artikel über einen Nationalpark nur langweilen würde. Keine Angst, der Paris Mountain State Park wird schon noch zum Zug kommen, in Zusammenhang mit dem bereits versprochenen Artikel über das Geocachen in den USA. Jetzt aber will ich ein bisschen über ein Thema sprechen auf das Phil mich beim Mittagessen gebracht hat, als er mir folgende Tatsache offenbarte:

DIE QUAL DER WAHL? DENKSTE?

Eltern in den USA können sich nicht aussuchen auf welche High School sie ihre Kinder schicken. Für uns, mit unserem vielseitigen Bildungssystem, klingt das Ganze erst einmal verstörend. Wie, wenn nicht so, soll ein Jugendlicher die Ausbildung bekommen, die er haben möchte? Da sich High Schools, also Schulstufe 9-12, in den USA allerdings nicht spezialisieren können wie unsere HTL’s, HLW’s und auch Realgymnasien, fällt dieser Gesichtspunkt schon mal flach. Auch die Chance einer Lehre in unserem Sinn können (und sollten) amerikanische Schüler nur selten ergreifen, denn die Schulpflicht umfasst hier, nicht wie in Deutschland und Österreich üblich 9 bzw 10, sondern 12 Jahre. Anders als zu Hause kann diese allerdings auch durch Hausunterricht abgesessen werden.

Warum also sollten Eltern in den USA Wert darauf legen, auf welche Schule ihre Kinder geschickt werden, wenn die Ausbildung ohnehin nicht variiert? Grund dafür sind die gravierenden Qualitätsunterschiede des Lehrkörpers und der Einrichtungen der öffentlichen Schulen (Private Anstalten lasse ich hier mal außen vor). Die Kinder müssen auf jene Schule gehen, die ihrem Wohnort zugeordnet ist (School District), und wenn in der Nähe ein Billigwohnblock errichtet wird und dadurch auch das Niveau der High School sinkt (ich will hier nichts schönreden) bleibt für die bildungsorientierte, amerikanische Familie nur ein Ausweg: Umziehen.

Einzige Ausnahme: Wenn eine öffentliche Schule es zwei oder mehr Jahre hintereinander nicht schafft den angemessenen jährlichen Fortschritt (AYP -„Adequate yearly Process“) der Schüler zu bestätigen, muss sie den Eltern höher qualifizierter Kinder die Möglichkeit eines Schulwechsels gewährleisten.

Da ich mit dieser leicht schockierenden Nachricht hoffe eure Aufmerksamkeit erlangt zu haben, werde ich nun unser schlaues Buch „Alltag in Amerika – Leben und Arbeiten in den USA“ zu Rate ziehen und euch ein bisschen mehr über das Bildungssystem im Allgemeinen erzählen.

KINDER - WARTE JETZT KOMMTS - GARDEN

Bei uns gibt es ja mittlerweile das verpflichtende Kindergartenjahr das von Staat finanziert wird. Auch die Uni kostet, wenngleich in den Augen der Studenten immer noch zu viel, sehr viel weniger als hier. Um seinen Kindern eine gute Ausbildung gewährleisten zu können, muss der Amerikaner schon sehr früh tief in die Taschen greifen, denn eine Kindertagesbetreuung im Vorschulalter kostet durchschnittlich 3.000 Dollar im Jahr. Anders als bei den öffentlichen Schulen, ist hier eine freie Wahl möglich. Das letzte Jahr vor der Grundschule allerdings, gemeinhin als Kindergarden bezeichnet, ist meistens schon in die Schulen selbst integriert und daher kostenlos.

IT’S ALL ABOUT THE MONEY

Warum aber kosten Vor- bzw. Privatschulen so viel Geld? Hauptsächlich weil die Ausstattung der meisten Bildungseinheiten sehr viel besser ist, als wir es gewohnt sind und eine enorme Vielfalt an Lern- und Betätigungsmöglichkeiten zulassen (Schwimmhalle ect). Ich denke hier an kaum vorhandene außerschulische Aktivitäten an den hiesigen HTL’s (oder zumindest an meiner)  und den leicht abgefuckten Physik und Chemiesaal, dem es sogar an Reagenzgläsern mangelte. Gut, die Schulen in den USA müssen auch nicht jedes Jahr ein paar Kreissägen und Breitbandschleifen kaufen…  Hinzu kommt die Tatsache, dass private Bildungseinrichtungen, so genannte Prep-Schools, in den USA ausschließlich vom Schulgeld und Spenden finanziert werden (husthust, Bestechung möglich, husthust) und nicht wie bei uns eine Förderung vom Staat erhalten. Für die, rechtlich zwar gleichwertigen aber selten gleich angesehenen, öffentlichen Schulen werden keine Gebühren erhoben.

STEP BY STEP

Grundsätzlich ist das amerikanische Schulsystem in drei Etappen eingeteilt und lässt sich am ehesten mit dem, auch bei uns geplanten Gesamtschulen System vergleichen, dass es bereits in Deutschland gibt. Gymnasien oder Realschulen existieren in Amerika allerdings nicht. Nebenbei bemerkt:  Der Schulbus in den USA ist kostenlos.
  • Elementary School (Kindergarden – 6ste Schulstufe)
  • Middle School oder Junior High School (6ste – 8te oder 9te Schulstufe)
  • High School (8te oder 9te bis 12te Schulstufe)

Für Schüler der High School gibt es je nach Klassenstufe folgende Bezeichnungen:
  • Freshmen (9te Klasse)
  • Sophomores (10te Klasse – ja hab ich auch noch nie gehört)
  • Juniors (11te Klasse)
  • Seniors (12te Klasse)

Diese Bezeichnungen wiederholen sich später für Studenten am ebenfalls vier Jahre dauernden College, über das ich jetzt nicht mehr schreiben möchte, weil ich sonst noch weitere 30 Minuten hier sitzen müsste…

Ich hoffe ihr habt einiges gelernt. Achja, eins noch: Aufklärungsunterricht ist ein Fremdwort, die Geschichte mit den Bienchen und  Blümchen bekommt der amerikanische Teenager also von Mommy und Daddy eingebläut, oder auch nicht… Außerdem gibt es, abgesehen von kirchlich finanzierten Privatschulen, auch keinen Religionsunterricht.
Oh und die Sommerferien dauern bis zu 3 Monaten!!!

hugs and kisses
Patricia

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