Donnerstag, 10. Mai 2012

Helen - ein Alpendorf in Georgia


Ein Bayrischer Biergarten

Helen, eine kleine Stadt in Georgia am Chattahoochee River am Fuße der Blue Ridge Mountains, in etwa eine Stunde nördlich von Atlanta, ist eine Nachstellung eines Alpendorfs, komplett mit Pflasterstein-Gassen und kleinen Türmchen auf den mehrstöckigen Gebäuden. Selbst ich, due fünf Jahre ihres Lebens in Hallstatt - dem Archetyp des Alpendorfs, verbracht hat, finde, dass die Kopie den Amerikanern recht gut gelungen ist, auch wenn der Baustil eindeutig mehr vom  Bayrischen  und Fränkischen Kulturkreis beeinflusst wurde, als vom Österreichischen. Das Einzige was meiner Meinung nach, komplett verkehrt war, war das Wetter. Über 33 Grad Celsius und eine enorme Luftfeuchtigkeit von, weiß Poseidon was, haben unseren Aufenthalt eindeutig negativ beeinflusst, und uns nach nur 3 Stunden Aufenthalt wieder in die Kühle des klimatisierten Autos getrieben. Schade.




Bleibt nur noch die Frage, wieso das Ganze? Ich kann mir gut vorstellen warum sich die Designer eines Erlebnisparks für diesen bestimmten Look entscheiden, wenn es um die Umgebung einer Alpen-Achterbahn geht; aber hier, in Mitten alter Cherokee Gräberfelder und ehemaliger Gold Minen aus dem frühen 20ten Jahrhundert? Es kommt einem unlogisch, ja fast ein bisschen verrückt vor, und Touristen aus den nachgeahmten Ländern könnten sich von der einen oder anderen Ungereimtheit in der Authentizität sogar leicht angegriffen fühlen.

Ein paar übersetzte Worte aus dem Prospekt:

“Dieses Jahr feiert Helen sein 42 jähriges Bestehen als Berg Gemeinde mit Bayrischem Touch. Die Verwandlung  begann im Jahr 1968, als eine Gruppe örtlicher Geschäftsmänner einen Weg suchte um die kleine Stadt neu zu beleben. Sie kontaktierten einen befreundeten, während des Krieges in Deutschland stationierten, Künstler der gleich begann die Gebäude mit zusätzlichen Verzierungen im Stil eines Lebkuchenhauses zu skizzieren. Die ganze Stadt hatte, zumindest auf dem Papier, ihr neues Alpines Gesicht bekommen. Nur ein Jahr später begannen die ansässigen Bauherren damit, die Ideen in Realität zu verwandeln und die Geschäfte zu renovieren. Die Fassaden der neuen Gebäude wurden mit Bayrischen und lokalen Szenen aus Georgia bemalt, die die Zuwanderung der frühen Siedler darstellen sollten."

Und hier ist meine Meinung dazu:

Der Prospekt erwähnt den Begriff "Berg Gemeinde". Ehrlich gesagt gibt es zwar ein paar durchschnittliche Hügel in der Landschaft rund um das Dorf, aber Berge? Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass es nur ein paar Kilometer weiter nördlich von Helen ein paar wirklich hübsche gibt, also wieso sind die Bewohner des Dorfes der Meinung, dass ihre minimalen Erhöhungen mehr wären als sie eigentlich sind? Hat je einer den Süden Deutschlands, Österreich oder die Schweiz besucht? Ich glaube nicht.






Nachdem die Stadt als Mischung aus Alpinem Lebensstil und der Geschichte Nord Georgias geplant wurde, findet der geborene Europäer immer etwas zu bemängeln. Wieso findet man Wild West Fotostudios neben typischen Bayrischen Süßigkeitenläden und Bäckereien? Wieso kann man auf einem Piraten Höhlen Kurs (der übrigens wirklich sehr schön ist) Minigolf spielen und nur eine Straße weiter eine Pferdekutsche vorbeiklappern sehen? Wieso ist es möglich nach einem deftigen Bratwurst und Sauerkraut Gericht ein Frozen Yogurt als Nachtisch zu genießen? Ich war zuerst ziemlich verwirrt, erkannte aber schnell, dass die Bewohner Helens das Beste aus beiden Kulturen in etwas Besonderes verwandelt haben.
Die Einnahmen der Alpenstil Hotels und Miethütten, speziell während des Oktoberfest, tragen außerdem positiv zum Stadtbudget und dem lokalen Arbeitsmarkt bei.

Fazit? Ein schöner Tagesausflug. Ich könnte mir sogar gut vorstellen, einen einwöchigen Restort-ähnlichen Urlaub dort zu verbringen, die Reifenfahrt entlang des Wildwasser Flusses zu erleben, Europäische Spezialitäten zu essen und in einer der künstlichen Minen nach Halbedelsteinen zu graben; aber würde ich dort leben wollen? Sicher nicht! Es ist nichts Echtes an diesem Ort. Erinnert ihr euch an diese kleinen Bimmelbahnfahrten für Kidner durch verhexte Wälder die man auf jedem Jahrmarkt finden konnte? Ich meine die mit den Fliegenpilzen und den Zwergenfiguren. Helen ist irgendwie genau so - nur für Erwachsene. Oder vielleicht ist es mehr wie das Wunderland; und wir sind Alice hinter den Spiegeln. Im Herbst gibts es sogar ein echtes Kornfeld-Labyrint. Nehmt euch in Acht vor der Herzkönigin!

hugs and kisses
Patricia

4 Kommentare:

  1. Das war ja sicher ein sehr lustiger Ausflug...liest sich sehr witzig Dein Post :) klasse!

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    1. ja, es war vorallem total witzig weil ich ja wusste wie es wirklich sein soll :D

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  2. Danke fuer den Kommentar :) Ich bin so dreist und folge Deinen Blogs einfach mal ;)

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    1. diesen hier wird es leider (oder glücklicherweise) nicht mehr lange geben, da ich in zwei wochen wieder nach Österreich zurückkehre, vielleicht gibt es aber noch einige "gedanken danach" posts zu diversen themen

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