Freitag, 10. Februar 2012

der kulinarische Süd-Osten der USA

Jeder, der vor unserer Abreise mit mir gesprochen hat oder hin und wieder diesen Blog besucht, kennt meine irrationale Angst, die körperlichen Ausmaße der durchschnittlichen Amerikaner anzunehmen. Eigentlich habe ich zwar, aufgrund der zusätzlichen Freizeit, das Gefühl mich gesünder zu ernähren, aber wer weiß,was die hier in ihr Essen spritzen. Was mich allerdings total überrascht (und gefreut) hat, ist die Tatsache, dass ich die typische Südstaatenküche, wie sie hier in South Carolina heimisch  ist, absolut fantastisch finde. Das habe ich Großteils Phils Arbeitskollegen Paul zu verdanken. Zwei Mal in der Woche bringt er uns die Gerichte der Gegend näher und die Restaurants in denen diese  Geschmacksknospen - Schulung stattfindet haben so schöne Namen wie
       oder      

Nach ein bisschen Internetrecherche komme ich jetzt aber zum Punkt:

Was sind die spezifischen Merkmale der Südstaatenküche?

Um das zu erklären möchte ich zuerst mal das Gebiet eingrenzen. Die Südstaaten umfassen alle Staaten die sich während des Bürgerkriegs. Mitte des 19. Jahrhunderts zu den „Confederate States of America“ zusammengeschlossen haben: Virgina, North und South Carolina, Georgia, Florida, Tennesee, Alabama,  Mississippi, Arkansas, Louisiana und Texas. Obwohl diese Gegend ja doch sehr groß ist, (an alle die jetzt Google Maps aufmachen: Shame on you!) gibt es nicht so viele kulinarische Unterschiede wie zB. zwischen Österreich und seinen Nachbarländern. Die einzigen wichtigen regionalen Abweichungen betreffen die Tex Mex Küche in Texas (wer hätte das gedacht?) und die kreolischen Einflüsse in Louisiana. Die haben wir aber hier in South Carolina nicht. Was wir aber haben ist „Kentucky Fried Chicken“ und „Coca Cola“ – beides Produkte aus dieser Region.

Obwohl die Amerikaner eher dazu tendieren, Rindfleisch und Huhn zu verspeisen, ist das Schweinefleisch in der Südstaatenküche gut etabliert. Rippchen und Speck, Schinken und Barbeque – alles wichtige Elemente. Doch nicht alles ist furchtbar ungesund. South Carolina ist sogar, nach Florida, der Staat mit der zweitgrößten Pfirsich Ernte in den USA. Gemüse spielt aber eine noch größere Rolle, auch wenn sich die Zubereitung und auch die Gemüsesorten sehr von dem unterscheiden, was wir Österreicher zu unserem Steak servieren. Apropos Steak – die Qualität lässt sich nicht einmal mehr vergleichen. Wer glaubt zu Hause ein gutes Steak gegessen zu haben, wird sich an den Kopf greifen sobald er einmal in "Longhorn Steakhouse" diniert hat. :D

Leider ist es mir nicht möglich alle Gerichte und Themen die mir dazu einfallen gebührend zu behandeln. Aus diesem Grund denke ich, dass es in Zukunft noch einige Blog Artikel zur regionalen Kochkunst geben wird. Heute möchte ich einfach ein paar Produkte und Gerichte vorstellen, die einen großen Eindruck hinterlassen haben.

Die 4 essentiellen Saucen für ein BBQ

Natürlich mussten wir einmal ein richtig Amerikanisches BBQ genießen und welches Restaurant wäre dafür besser geeignet als ein Ort mit dem klingenden Namen „Sticky Fingers“ – Klebrige Finger. Die kriegt man auch wirklich, wenn man die Ripperl in der Art und Weise bestellt, wie sie sein sollten: Am Stück. Dazu werden verschiedene Beilagen (Sides) bestellt, wobei, je nach Gericht, 2 oder 3 inkludiert sind. Man kann aus einer großen Vielfalt von Gemüse, Kartoffelgerichten und sogar den obligatorischen Makkaroni mit Käse wählen. Am Wichtigsten ist allerdings die Auswahl der verwendeten Sauce, die wird nämlich nicht im Nachhinein auf die köstlichen Fleischhappen gekippt sondern schon in der Küche zum Braten verwendet. Hier werden dann die Unterschiede zwischen den Staaten gut erkennbar, denn jede Gegend hat ihren eigenen Stil. Nicht erwähnt wird hier die Zubereitungsart in Kentucky (trocken mit Salz eingerieben) oder Alabama (auf Majonaise basierende Saucen) aber die gehören ja auch gar nicht wirklich zu den Südstaaten.

Folgende Sorten stehen zur Auswahl:

Memphis Original (Tomatenbasis – die “typische” Barbeque Sauce)
Carolina Classic (Senfbasis – mögen laut Paul nur die Leute aus dieser Gegend... und ich)
Carolina Sweet (mit extra Honig)
Tennessee Whiskey (Der Name sagt alles - ganz und gar nicht mein Geschmack)

Okra

Noch nie gehört? Ich auch nicht. Okra hat aber viele Namen. Etwa Gemüse Eibisch auf Deutsch, Quiabo in Brasilien, Ladyfingers in Südasien und Bamya in den arabischen Ländern und dem Balkan. Immer noch nicht? Kein Wunder. Okra ist für mich ein Geheimtip, eine gesunde Gemüsebeilage aus Äthiopien, die, aufgrund des Sklavenhandels ihren festen Platz in der Küche der Südstaaten ergattert hat. Aus diesem Grund nennt man die kleinen, praktischen Happen auch (laut unserer Bedienung, die uns Ausländern gern erklärte was man umbedingt kosten muss) umgangssprachlich „Sklaven Popcorn“. Die politische Korrektheit dieses Begriffes ist allerdings fragwürdig. Außerdem spielt die Okra Schote auch eine wichtige Rolle im kreolischen Gumbo - einem Eintopf mit Schrimps.
Gekostet habe ich die, irgendwie wie eine Mischung aus Fisolen und Kohlsprossen schmeckenden Okraschoten zum ersten Mal im Cracker Barrel, wo sie als eine der vielen Beilagen (Sides) angeboten werden. Roh, sehen die grünen Früchte irgendwie aus wie Rettungskapseln antiker Raumschiffe, und obwohl man sie auch so essen kann, werden sie hier warm serviert. Klein geschnitten, mit Maismehl paniert und frittiert. Wirklich sehr, sehr lecker. Obwohl Paul auch hier sagt, dass die meisten Leute dieses Gericht nicht mögen. Gut, dass ich nicht die meisten Leute bin.


Apple Butter und Bisquits

Apfel Butter ist auch eine der wunderbaren Köstlichkeiten die uns das "Cracker Barrel" Restaurant näher gebracht hat. Zu jedem Gericht werden hier nämlich kleine Brötchen serviert. Ein Biskuit (also eine Art sehr fluffiges Milchbrot) und ein Corn-Muffin (ein saurer Muffin aus Maismehl). Die Muffins werden, ganz nach Bread and Butter Manier mit gesalzener Butter gegessen, die Biskuits hingegen, auch wenn die Hauptspeise alles andere als süß ist, mit einem dunkelroten Aufstrich namens Applebutter.

Der Name verwirrt. Butter hat dieser dicke Brotaufstrich nämlich noch nie gesehen. Lediglich langsam, in Cider zerkochte Äpfel, Zucker und Gewürze. Mein erster Gedanke war „Das schmeckt nach Weihnachten“ – und das tut es wirklich.

hugs and kisses

Patricia





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